ZUR GESCHICHTE DER SEKTION
Bettina Dausien
Die Sektion Biographieforschung wurde 1986 auf Antrag des damaligen Sprecher_innenkreises an den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie gegründet. Dem ging eine längere Geschichte voraus, die vom Engagement vieler Wissenschaftler_innen mit unterschiedlichen Interessen und Perspektiven getragen wurde. Einige sind mittlerweile in andere Forschungsfelder gewechselt sind, viele haben die deutschsprachige Biographieforschung nachhaltig geprägt und begleiten die Sektion bis heute. Der Aufbau der Biographieforschung als eigenständiges Forschungsgebiet in den Sozialwissenschaften war vor allem in den ersten Jahren vor und nach der Sektionsgründung von dem Gefühl getragen, wissenschaftliche Neues zu entdecken und gemeinsam mit Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen – Soziologie, Geschichte, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Ethnologie u.a. – Neues auch zu entwickeln.
Dabei waren auch internationale Kontakte und Kooperationen wichtig, denn das Interesse an Biographieforschung war in den 1970er Jahren an vielen Orten Europas, in den USA und an anderen Orten entstanden. Diese Entwicklung stand im Zusammenhang mit der Neu-Entdeckung qualitativer Forschungskonzepte, aber auch mit der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung der 1970er Jahre und den Neuen sozialen Bewegungen, die auch neue Perspektiven und Ansprüche in der Sozialwissenschaft angeregt hatten. „Geschichte von unten“, feministische Wissenschaftskritik und „Frauenforschung“ oder das soziologische Interesse am Alltagsleben der „kleinen Leute“ sind Beispiele dafür.Die internationale Vernetzung der Biographieforschung dokumentiert sich auch in der Gründung des Research Committee „Biography and Society“ als RC 38 der International Sociological Association (ISA) im Jahr 1984 mit Daniel Bertaux als Sprecher. Das RC 38 hat seitdem eine breite internationale Aktivität entfaltet und steht bis heute in engem Austausch mit der Sektion Biographieforschung.
Die Geschichte der Sektion im engeren Sinn kann für die Gründungsphase kurz rekapituliert werden. Bereits 1979 wurden von Martin Kohli, Klaus Eder und Leopold Rosenmayr eine Arbeitsgruppe „Biographieforschung“ in der DGS gegründet, die von verschiedenen Sprecher_innenkreisen bis zur Gründung als Sektion koordiniert wurde. Als erster Sprecher_innenkreis der Sektion wurden Werner Fuchs (als Sprecher), Wolfram Fischer und Erika M. Hoerning gewählt. Seit 1986 haben sich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Sektionsarbeit beteiligt und dazu beigetragen, dass die Sektion jährliche Tagungen sowie Workshops und Arbeitsgruppen auf den Soziologiekongressen durchführen konnte.
Dokumente und Erinnerungen an die Geschichte der Sektion werden für die Tagung zusammengetragen. Wenn Sie selber Fotos von Tagungen oder andere Dokumente zur Sektionsgeschichte haben oder uns in anderer Form dabei unterstützen können, melden Sie sich bitte bei den lokalen Veranstalterinnen: biographieforschung.biwi@univie.ac.at.
CHRONOLOGIE DER BISHERIGEN SPRECHER_INNENGRUPPEN
Arbeitsgruppe Biographieforschung in der DGS
1979–1981 | Martin Kohli, Klaus Eder und Leopold Rosenmayr |
1981–1983 | Martin Kohli, Joachim Matthes, Leopold Rosenmayr und Wolfram Fischer |
1984–1986 | Erika M. Hoerning (Sprecherin), Hanns-Georg Brose, Wolfram Fischer und Günther Robert |
Sektion Biographieforschung in der DGS
1986–1990 | Werner Fuchs (Sprecher), Wolfram Fischer und Erika M. Hoerning (2 Amtsperioden) |
1990–1994 | Wolfram Fischer-Rosenthal (Sprecher), Peter Alheit und Erika M. Hoerning (2 Amtsperioden) |
1995–1999 | Ursula Apitzsch (Sprecherin), Lena Inowlocki und Gabriele Rosenthal (2 Amtsperioden) |
1999–2003 | Gabriele Rosenthal (Sprecherin), Bettina Dausien und Helma Lutz (2 Amtsperioden) |
2004–2008 | Bettina Dausien (Sprecherin), Gerhard Riemann und Michaela Köttig (2 Amtsperioden) |
2009–2011 | Gerhard Riemann (Sprecher), Martina Schiebel und Christine Müller-Botsch (2 Amtsperioden) |
2011–2015 | Helma Lutz (Sprecherin), Martina Schiebel und Elisabeth Tuider (2 Amtsperioden) |
2015–2017 | Elisabeth Tuider (Sprecherin), Martina Schiebel und Tina Spies |